Weitere ungewöhnliche Tiere

Tag 10
Inzwischen sind wieder mehr meiner Männer zu uns gestoßen. Auch für Wasser ist mittlerweile gesorgt. Auf der Suche danach gerieten wir jedoch in eine hochgefährliche Situation. Zwei riesenhafte Wesen kämpften auf Leben und Tod miteinander.

Das kleinere Tier, dessen Stockmaß immerhin noch zwanzig englische Fuß ausmachte, hat das große Monstrum schließlich mit einem Genickbiss getötet und am Stück verschluckt. Noch immer höre ich das scheußliche Geräusch der brechenden Knochen. Wir haben schnell die Flucht ergriffen und dabei einen Brunnen gefunden. Zur Zeit untersuchen wir ihn. Wer soll nur probieren, ob das Wasser noch genießbar ist? Aufgrund meines empfindlichen Magens scheide ich natürlich aus. Die Männer losen gerade.

Wo sind wir nur?

Tag 9
Ist es überhaupt erst Tag 9? Ich weiß nicht, wieviele Stunden zwischen unserer von der Natur erzwungenen Flucht und dem Erwachen liegen. Der Wirbelsturm ist tatsächlich auf unser Gefängnis zugerannt und hat den Elfenbeinturm zerstört. Unter lautem Krach ist der Turm geborsten und wir wurden in die Windhose gezogen. Dort flogen wir lange umher; wie lange es war, kann ich nicht sagen. In dem Wirbelsturm wurden wir auseinandergerissen, irgendwann wurde ich ohnmächtig. Eben erst bin ich aufgewacht. Ich kann nicht sagen, wo ich mich befinde. Zwei meiner Männer habe ich entdeckt, es geht ihnen den Umständen entsprechend. Stubb, das Weichei, jammert, weil er meint, dass sein offener Bruch zu kompliziert sei, um ihn unter diesen Umständen adäquat behandeln zu können. Ich habe mich zunächst auf die Suche nach Wasser begeben, dabei zeigten sich mir ein paar äußerst merkwürdige Tiere.

Sicherheitshalber habe ich die Flucht vor diesen Ungetümen ergriffen. Wo sind wir hier nur? So ein Unglück, ich merke gerade, dass ich nur noch fünf Tafeln Schokolade in meinem privaten Mundvorrat habe! Hoffentlich entdecken die Männer ihn nicht!

Auflösung

Tag 7 – abends
Dieser Häuptling ist mit allen Wassern gewaschen. Auf der letzten Seite des Buches standen die Lösungen, was wir natürlich nicht wussten. Triumphierend konnte er alle unsere Lösungsvorschläge verwerfen und die korrekten Anworten vorlesen! Dieser ungebildete Wilde kann tatsächlich lesen!

1. Ja. So unwahrscheinlich es im ersten Moment klingen mag: ein Bergsteiger befindet sich auf der Spitze des höchsten europäischen Berges dem Erdmittelpunkt um 6 1/2 Kilometer näher als der Afrikaner am Äquator. Am nächsten ist man dem Erdmittelpunkt am Pol. Dort beträgt die Entfernung zu ihm 22 Kilometer weniger als am Äquator. Der Grund hierfür liegt in der Tatsache, daß die Erde keine Kugel, sondern infolge der Rotation an den Polen abgeplattet ist.

2. Es wird schwerer. Rostendes Eisen nimmt sogar an stark an Gewicht zu. Infolge der Verbindung des Eisens mit dem Sauerstoff der Luft entsteht eine Rostmenge, die mehr als das Zweieinhalbfache des ursprünglichen Eisens wiegt.

3. Ja. Man braucht sie nur in einem Becken an Bord eines mit dem Sturm kämpfenden Schiffes zu haben oder in einem Aquarium starke Wellen zu verursachen, um zu beobachten, daß sowohl kleine wie große Fische seekrank werden.

4. Ja. Große Regentropfen, die wohl durch das Zusammenfließen kleinerer entstehen, fallen mit einer Geschwindigkeit von 7,5 Meter in der Sekunde zu Boden, während die kleinen Tropfen nur 1,75 Meter in der Sekunde zurücklegen.

5. Nein. Die Anzahl der möglichen Stellungen ist zwar eine ungeheure, jedoch eine endliche. Sie läßt sich zahlenmäßig bestimmen. Anders verhält es sich mit der Anzahl der möglichen Partien. Sie hängt von der Zahl der Züge ab. Da sich hierfür eine bindende Voraussetzung als Grundlage einer mathematischen Berechnung nicht aufstellen läßt, so ist die Zahl der möglichen Spiele in Ziffern nicht ausdrückbar. Sie ist unbegrenzt. Das Schachspiel steht damit im Gegensatz zu allen Kartenspielen. Beim Skat zum Beispiel beträgt die Anzahl der möglichen Spiele rund 2,75 Billionen.

6. Nein. Die eingeschnittenen Zeichen bleiben in gleicher Höhe, denn der Baum wächst nur am Wipfel. Das neue Holz setzt sich stets oben an das alte an.

7. Nein. Ursprünglich teilte man das Jahr nur in den Sommer und Winter ein. Später kam der Frühling hinzu. Die jüngste Jahreszeit ist der Herbst. Der um das Jahr 450 v. u. Z. lebende griechische Mathematiker und Geometer Hippokrates sprach als erster in einer Abhandlung von den vier Jahreszeiten und vom Herbst.

8. Nein. Wird der Schuppenpanzer des Fisches verletzt, so heilt die Wunde zwar zu, und an den verletzten Stelle bildet sich eine schützende Hautschicht, die Schuppen wachsen jedoch nicht nach.

9. Ja. Wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, daß der Reibungswiderstand an den Händen durch eine kleine Menge von Flüssigkeit erhöht wird. Der Arbeiter, der sich in die Hände spuckt, bevor er gewisse Handgriffe macht, handelt also zweckmäßig, da ein Entgleiten des Werkzeuges hierdurch erschwert wird.

Die Wilden sind uns einfach über – zwischen den Antworten hat der Häuptling sogar hämisch gelacht! Die Männer sind niederschlagen, weil ihnen nun bewusst ist, dass wir keine Fluchtmöglichkeiten bekommen werden. Mein Hühnerauge quält mich dermaßen, dass ich die Wände hochgehen könnte. Ist es ein Vorgeschmack auf den qualvollen Tod, der uns bei den Barbaren erwartet?

Der Häuptling stellt uns vor ein Rätsel

Tag 7
Die Fügung meint es nicht gut mit uns. Die schwere Gefangenschaft fordert ihren Tribut. An den Männern zeigen sich die ersten Ödeme. Ich vermute eine unausgewogene Ernährung, obwohl Stubbs mir Vorhaltungen macht, dass wir von den Wilden mit besseren Leckereien gemästet werden, als ich sie auf dem Schiff bieten konnte. Heute besuchte uns der grimme Häuptling. Völlig unverhofft sprach er in unserer Heimatsprache, die wir in der Ferne so lange nicht zu hören bekommen haben. Er bot an, uns täglichen Freigang zu erlauben, wenn wir ihm bei der Lösung eines Rätsels helfen könnten. Das Rätsel steht in einem merkwürdigen Buch aus dem Jahr 1953, das auf unerklärlichem Wege nach Tottonia gelangt sein muss.
Da wir im Freigang die erste Chance erkennen können, aus unserem trüben Kerker zu gelangen, werden wir uns die Köpfe zerbrechen, die Fragen zu beantworten. Warum nur habe ich meine Taschen-Encyclopædia Britannica an Bord gelassen!

Gefangenschaft

Tag 6
Das Essen war gut, obwohl diese Wilden einen Catering-Service von der Nachbarinsel haben kommen lassen. Nach dem Essen feierten und scherzten wir viel mit den Eingeborenen. Irgendwann entdeckte der Häuptling, dass ich ihn am Tage fotografiert hatte. Er wurde sehr böse und ließ uns in einen Turm sperren.

Unser Gefängnis spottet jeder Humanität. Die Zellen sind unter dem Dach, die Toiletten sind unten im Souterrain. Weil ich bei dem Fest soviel getrunken hatte, musste ich die ganze Nacht raus. Furchtbare Wadenkrämpfe von dem Treppensteigen. Mein Wunsch nach Magnesium-Tabletten wurde abgeschlagen. Wie grausam können Menschen doch sein? Die Männer versuchen, die Qualen zu überspielen, sie tun, als gefielen ihnen die breiten Wasserbetten und die willigen Sklavinnen, von denen jeder nur je eines bzw. eine zur freien Verfügung hat. Stubb tat sogar so, als wäre er in seinem Leben nie besser behandelt worden. O dieser grimmige Spaßmacher, erheitert uns auch noch in dieser unbarmherzigen Gefangenschaft! Mist – ich muss schon wieder. Werden wir je wieder in die Zivilisation gelangen?

Erste Verhandlungen mit den Wilden

Tag 5
Sind die ganze Nacht den Eingeborenen durch den dichten Dschungel gefolgt. Habe mir ganz böse Schrammen an den Waden zugezogen, werde mich beim nächsten Besuch des Freibads wahrscheinlich zum Gespött der Leute machen. Nach mehreren Kilometern, die uns allen mit Ausnahme eines Mannes wie zweitausend Tagesmärsche vorkamen, haben wir das Dorf der Ureinwohner gefunden. Mit einem gewaltigen Satz kam der Häuptling auf uns zugesprungen.

Nach einer freundlichen Begrüßung („Ugga-ugga-waisse-meschugga“) versuchte er uns mit Zeichensprache zu erklären, dass er schon mal einen Schäferhund gesehen hat. Das war jedenfalls die Deutung, die Stubb für die wilden Gebärden vorgeschlagen hat. Unsererseits haben wir die Eingeborenen großzügig mit einem Dutzend Glasperlen und kleinen zerkratzten Rasierspiegeln beschenkt. Hoffentlich wird die Geste erwidert und wir bekommen ein paar der wertvollen Dodo-Federn, mit denen sich der Häuptling schmückt, oder meinetwegen auch seine Goldmaske. Sdkj.-.-cc…. unerträgliches Geschick: Gerade bricht die Goldfeder meines aus Platin getriebenen Füllfederhalters ab. Jetzt muss ich mit einem Bleistift weiterschreiben, den einer der Männer bei IKEA hat mitgehen lassen. Darf nicht vergessen, ihn bei der Rückkehr in Kap Tottonia für den Diebstahl mit 100 Peitschenhieben angemessen zu bestrafen. Wie verkommen ist die Welt?
Für den Abend scheinen sie ein Festmahl vorzubereiten, hoffentlich gibt es nichts mit Rosinen!