Kennt Ihr auch diese Geschichten von total verblödeten Touristen, die ihren Enkel im Nachbardorf per Flugzeug besuchen wollen, dann aber leider aus Versehen einen Flug zur Rückseite des Mondes buchen, weil es da einen Krater gibt, der rein zufällig genauso wie das Nachbardorf heißt? Diese Geschichten sind total unglaubwürdig, nicht wahr? Alberne Zeitungsenten fürs Sommerloch, stimmt’s?
Wusstet Ihr eigentlich, dass es nicht nur genau ein (1) Vienna in Austria, sondern auch genau ein (1) Vienna in Australia gibt?
Nein?
Gut. Ich auch nicht.
Zumindest nicht, bis ich nach einem Flug, der unwesentlich länger dauerte als bei der Buchung angegeben, in brütender Hitze ausgestiegen bin. Erst als alle Leute auf dem Kopf herumliefen, dämmerte mir, dass ich womöglich im Nachbardorf gelandet bin. Ein ausgedehntes R-Gespräch mit dem Autor Albert K. klärte die Situation. Prompt kam er in Begleitung einer jungen Dame nach Australien geflogen, weil er, wie er sagte, sowieso mal dieses Buschessen mit gegrillten Grashüpfern probieren wollte. Meine diplomatisch vorgebrachten Einwände (Die kennen hier aber keine Sachertorte, Es ist unangenehm warm) erwiesen sich als vergeblich, denn Widerspruch wurde mit dem Hinweis auf das R-Gespräch abgewiegelt. Am Ende, so fürchtete der Autor geradezu paranoid, gälte seine Telefonrechnung womöglich als nicht bezahlt, was die Option des Hinaustelefonierens zukünftig vermindert, vielleicht sogar verhindert hätte.
Gesagt, getan. Bald schon bekam ich Besuch aus Vienna (Austria) in meine Kemenate geliefert. Selbstverständlich war nicht zu vermeiden gewesen, dass der Autor eine Kamera mitgebracht hatte, die ihm eine über Xing bekannte Leseratte aus dem Stanley-Kubrick-Privatarchiv besorgt hatte. Ich nehme an, dass zumindest zwei oder drei cinematophile Leser dieses Blogs mit Barry Lyndon vertraut sind und folgerichtig ahnen, um welche Kamera es sich handelte. Kurzerhand ließen wir von den freundlichen Eingeborenen, mit denen wir uns die meiste Zeit mit Gesten und Gebärden verständigen mussten, eine exakte Kopie des Naturhistorischen Museums im Maßstab 1:1 errichten. Den Heinzelmännchen gleich gelang ihnen das bauliche Wunderwerk innerhalb einer Nacht, so dass wir die Dreharbeiten beginnen konnten, für die ich mir als vorläufigen Hauptdarsteller ein Frühstück bis ans Bett bestellt hatte.
Man beachte die Formulierung ich musste mich nämlich tatsächlich von meiner Lagerstatt erheben(!), um das Frühstück (ein handelsübliches Maisbrot aus dem Hause Monsanto) überhaupt einnehmen zu können. Zukünftige Besucher und Nachahmer seien also dringlich darauf hingewiesen, der Wortwahl bei der Zimmerreservierung ähnlich viel Aufmerksamkeit zu widmen wie bei der Flugbuchung! Tja, später aßen wir dann die Grasshoppers und wenn es keine Grasshoppers gab, wurde mir Wiener Schnitzel serviert. Angesichts der geografischen Breite muss ich freilich davon ausgehen, dass es sich dabei um Krokodilschnitzel nach Wiener Art handelte.
Wer so wie ich seit dem Wochenende schon einmal in Australien war, der weiß, es ist ein großes Land. Die Ureinwohner machten sich daher gar nicht erst die Mühe, den Nachbau des Naturhistorischen Museums vor die Haustür unseres Bed-and-Breakfasts zu stationieren, sondern nutzten dazu ein freies Plätzchen weit fernab, was bedeutete, dass das Wochenende gutteils mit Laufen ausgefüllt war. Etwas schneller ging es lediglich, als der Bezirksvorsteher den Autor zu einem Autorennen einlud, in dem sich der Vorsteher einen technischen Vorteil erlaubte: Er selbst wählte den Lamborghini und der Autor musste sich mit einem Volvo zufriedengeben, was Letzteren nicht an dem Erreichen eines guten ersten Platzes hinderte. Sein sportlicher Ehrgeiz konnte jedoch nicht verhindern, dass ich wieder nach Hause musste, um noch dies und das zu erledigen. Vorher wurde mir aber noch die hässlichste Kirche der Welt präsentiert ungelogen!
Von den Dreharbeiten darf ich übrigens leider noch nichts verraten, da mir widrigenfalls mit der Einschaltung der berüchtigten Kanzlei Knorr, Knorr & Bär sowie einer saftigen Konventionalstrafe gedroht wurde.
An dieser Stelle nur so viel: Sie sind … geworden.

Vienna, Australia das Schlaraffenland, wo einem das Essen in den Mund springt.