Mad Scientwist

So, so, Alkohol, so lese ich neulich, soll plötzlich schädlich für Leber und Magen sein? Denen fällt auch immer etwas ein. Demnächst macht Schokolade auch noch dick, ich lach mich tot!

Freundlicherweise hat Passepartout seinen Körper zu medizinischen Untersuchungen zur Verfügung gestellt. Eigentlich schade, dass er mit 19 schon eine Leber hat, die aussieht wie ein Trinkermagen.

Die Brücke sägen und kerben

Jüngst saß ich in der Bahn ein und hatte so schräg gegenüber zwei Milchbärte hocken, die je kaum siebzehn Lenze zählen konnten. Sie untersprachen sich über ihr sportliches Aktivitätsprogramm. Gewichtheben war das Thema. Sie sputeten und spornten sich jeweils selbst an ob ihrer Leistungen, dafür bestimmte Metallkörper zeitweilig dem Wirken der Schwerkraft zu entreißen – sei’s im Liegen, Sitzen, Hocken, Knien oder auch Liegen; sei’s vornherum, von hinten oder hängend an den Seiten. Der eine von beiden – nennen wir ihn der Frisur halber nach einem Lied Duran-Durans Wild Boy – verlautbarte, sein Trainer habe erlassen, er möge demnächst eine bestimmte Zahl Kilogramms in einer bestimmten Übung hinwegheben. Wild Boys Gegenüber strotzte. Das, so sein fester Glaube, der durch nichts ins Wanken zu bringen vermocht werden konnte, sei blankerdings nicht gut möglich, um nicht zu sagen U n s i n n . Er höchstselbst habe in derselben Übung erst kürzlich nur knapp etwas weniger Ka-ges geliftet und sei – gleichwohl körperlich kräftiger gebaut – nicht in der Lage gewesen, auch nur ein einzelnes Kleeblatt mehr zu hippen. Da der Wild Boy wesentlich(!) anders gebaut sei, müsse der Wild Boy, so sei seine vieljährige Erfahrung, die Übung zur Gänze anders angehen. Überhaupt schilderte der junge Schwarzenegger, es sei in höchstem Grade ominös, wie viel schwerer Gewichte plötzlich ab einem bestimmte Punkt werden, sobald nur wenige Grämmlein sich hinzugesellen. Ich munkelte in mich hinein, dass womöglich ein übelbestallter Bösewicht die Zahlen teilweise von den Gewichten feilt, sodass aus 150 kg mit einem Male 15 kg werden. Gleichwohl – Schwarzi war nicht in der Lage, sich dieses physikalische Phänoment zu erklären, sondern wechselte behend das Thema.

Ob der Wild Boy auch den Japaner Ich-weiß-nicht-mehr-wie-er-ihn-nannte kenne? Der sei bei ihm auf der Schule, komme eben aus Japan und spiele in der Jugendmannschaft eines örtlichen Bundesligavereins, den ich hier aus klerikalen Gründen nicht nennen möchte. Der Gewichtsparanoiker schilderte, welch schwer Schicksal dem Japaner hier angediehen sei. Er wohne in einem Internat, spräche kaum eine Silbe Deutsch und erhalte monatlich ein paar Hundert Euros vom Verein. Freilich spiele er gut, könne darauf bauen, irgendwann in der Bundesliga die aufgepumpte Lederkugel getretenerweise von A nach B befördern zu können und habe in diesem Fall ausreichende Finanzmittel in Aussicht gestellt bekommen. Vorläufig gälte es jedoch, die Knüppeltour zu beschreiten, ohne sich adäquat im bewohnten Lande ausdrücken zu können. Jüngst, so Master Arnie, habe der Japaner ihn sogar angesprochen und gebeten, eine englischsprachige Sentenz ins Deutsche zu übertragen. Es war der Satz (und der Gewichtheber sprach ihn in der Bahn auf Deutsch, nachdem er in einem ersten englischen Versuch an den zuvordersten beiden Wörtern merklich gescheitert war): „Diese Jacke ist mir zu warm, ich möchte eine dünnere Jacke anziehen.“ Man frage mich bitte nicht, bei welchen Gelegenheiten man ausgerechnet solche Dinge mitzuteilen sich gedrängt fühlen könnte. Ebenso wenig wage ich zu mutmaßen, was der Japaner in Wirklichkeit gefragt hat und wie erfolgreich Jung-Schwarzenegger ihm die deutsche Übertragung vermitteln konnte. Nein, ich lasse lieber erfürchtiges Staunen durch die Reihen der Leser schnittern – ungefähr so wie der Wild Boy dreinschaute, der selbst einen solchen sprachlichen Kraftakt merklich zu bewerkstelligen nicht imstande war. Vielleicht mochte er aber auch zunächst mit seinem Trainer darüber konferieren, welche Länge die von ihm zu übersetzenden Sätze haben sollten. Ich weiß es nicht.

Beide Kraftsportler entstiegen kurz darauf der Bahn und überließen mich meinen Gedanken, in denen ich mich einmal mehr der Entwicklung und Lösung der Weltformel widmete (den im Falle des inzwischen absehbaren Erfolges unvermeidlichen Nobelpreis plane ich nebenbei der baltischen Flotte zu widmen).

Dieses Bild hat rein gar nichts mit Obenstehendem zu schaffen, ich weiß ehrlich gesagt auch nicht, wie es hier hingekommen ist, aber es zeigt ein paar Blogger, mein Faktotum Passepartout und mich bei unserem diesjährigen Osterurlaub in Feuerland Mitte. Passepartout brauchte 12 Stunden, um sich vom Marterpfahl zu befreien. Und weitere 17 Stunden, bis er unseren Bus wieder eingeholt hatte. Der kann aber vielleicht auch laufen!

Krisikooo

Neulich im Pizzaladen war es unangenehm. Es gab sozusagen sozialen Druck. Da komm ich mit zwei Kumpels in eine Pizzothek, der eine bestellt drei Bier (wollte was feiern und daher ausgeben), der andere bestellt eine Pizza Margherita und meinereiner eine Pizza Salami. Nebenan beginnt baldigst ein Konzert.

Unsere Fladen rösten bereits im Ofen, wo sie sehnlichst darauf harren, von uns oral wertgeschätzt zu werden, da spült es nach uns eine Reihe weiterer Menschen in die Pizzerei. Das erste Paar wünscht ebenfalls, einen kleinen Snack sich zu genehmigen und bestellt (Pizza Funghi und Salami). Der Pizzabäcker nimmt die Bestellung auf, serviert meinem Kumpel und mir aber zunächst, bevor er sein Metier beginnt. Kumpel und ich essen derweilen. Plötzlich schmirgelt der Bäcker sich aus seiner Theke raus und schlängelt gen Paar.

„Salami“, so seine flüstrige Rede, als bespräche er Freimaurergeheimnüsse, „reicht bestenfalls für eine halbe kleine Pizza.“ Erste lüsterne Blicke richten sich auf meinen wurstbescheibten Teigfladen. Der Salamist No Zwo ändert daraufhin ebenfalls in eine Funghi.

Da strudelt es auch schon die nächsten Konzertbesucher in die Mehlkemenate; immer dem Teigduft nach. Diesmal sind es gleich drei Langhaarige. Wieder fordert die Bestellliste wenigstens eine Pizza Salami ein, die selbstverfreilich genauso wenig erzeugt werden kann wie zuvor. Und wieder ernten wir – mein Teller und ich – Blicke. Mein Teller begehrende, ich mehr so neidisch-böse. Ja sogar missmutig und beladen.

Was tun? Die bereits angesäbelt-zerhackstückten Reste wildfremden Leuten offerieren, die ihrem faziellen Ausdruck zufolge keineswegs Gutes mir wollen, sondern mehr so Schaden und Schabernack?

Wir drei speisen und speisen und trinken und speisen, zahlen & verschwinden gen nebenan.

Schafft die Kirchen ab! Schafft die Moscheen ab! Schafft die Tempel der Verblödung ab!

Jesus Camp
Der Dokumentarfilm zeigt ein evangelikales Sommerlager in Amerika, das Kinder im Grundschulalter mit radikal-christlicher Propaganda indoktriniert.

Bitte dringend diese Doku ansehen und erleben, was diese perversen Menschen mit Kindern machen. Die Sendung wird ferner auf Arte am 29.09.2011 um 14:35 und am 13.10.2011 um 10:00 wiederholt.

Hier gibt’s mehr Infos zur Sendung übers Jesus Camp.

Doc Messer ist mal wieder schwer bewaffnet

Nur selten noch erwerbe ich für meine Zwecke als Schutzgeldeintreiber, Hobbykannibale und Tomatenmetzger neues Schneidewerkzeug. Das liegt in der Hauptsache daran, dass es kaum noch hübsche Messer gibt. Längst haben furchtbare Moden Einzug gehalten in die Welt der ältesten Waffen der Menschheit. Einhandmesser, die wie eine Kreuzung aus klingonischen Initiationsklingen und amerikanischen Feuerwehräxten wirken, haben längst jeden Stil aus den aktuellen Messerkollektionen gerissen. Dennoch geschieht es ab und an, dass mir etwas unter die Griffel kommt, was meinen ästhetischen Sinnen entgegenkommt.

Das war nun neulich der Fall, als ich mir dieses schicke Stück gönnte. Es handelt sich um ein Solinger Stück, dessen Griff in der Art eines Buck Folding gestaltet ist (im Gegensatz zur recht runden Klinge, wie der Kenner sofort erkennen wird). Der Griff besteht aus Messing und Micarta, einem Kunststoff aus Fasern und Kunstharz. Micarta soll – ich lass mich da überraschen, weil es mein erstes Messer mit einem Griff aus diesem Material ist – eine interessante Wirkung entfalten, wenn man es „benutzt“. Da lass ich mich dann mal überraschen.

Klickklack, piekpiek!

Ich muss den Drucker repapieren

Ach, wie war es doch immer schön, wenn es etwas von DM-Quadrat gab. Das muss sich auch M gedacht haben, der Hübschere der beiden Ms, als er neulich in einem bildgewaltigen Ausbruch sich zur Euro-Krise zu äußen berufen fühlte. Er griff sich aus seiner Schmuckdose den größten Diamanten – diesen einen dicken Brocken, ihr wisst schon, den schweren – und schnitt daraus ein Kunstwerk von unvergleichlicher Schönheit.

Mittels zweier Delphine, die aus dem Stein hervorwachsen, und einer fast leeren PVC-Flasche (ehedem mit einer Abart des Sambals befüllt) gelingt es dem Meister (Meister. Mit M wie M.), ein unverschämt brutales Stück an aktueller politischer Kritik anzubringen, weswegen das gute Stück auch „Die Euro-Quetsche“ benamst ist. Ich meine zu Recht, und damit stehe ich garantiert nicht allein auf dieser bemitleidenswerten Welt, die erst durch die qualitätvollen Arbeiten dieses Fluxusgottes ein klein wenig lebenswert wird. M, der ja nicht nur durch seine ungewöhnlichen Ticks seit Jahren aneckt, hat sich entschieden, die Euro-Quetsche ausschließlich als Installation zu präsentieren. Dazu hat er selbstpersönlich aus einer 12 cm mächtigen Platinplatte einen Untergrund gestaltet und eine von ihm eigenmächtig mundgeschöpften, chlorgebleichten und fußgerollten Küchenrolle, die das Kunstwerk zu einem göttlichen Szenario werden lässt, dass einem die Tränen des Glücks in die Augen schießen.

Guten Abend.

Aus einem einzigen Diamanten geschnitten wiegt die Euro-Quetsche immer noch rund 5000 Karat. Die Strahlung im Hintergrund wird durch Striche eines plutoniumverseuchten Eddings erzeugt.