China-Test (16)

Jade (Essen, Rellinghauser Straße)

Ich bin ja stets aufs Neue überrascht, noch Hübsches entdecken zu können. So stiefle ich jetzt jahrelang an einem chinesischen Restaurant nahe der Essener Innenstadt vorbei, ohne es besucht zu haben. Mehrfach hatte ich es testen wollen, kam aber nur zu unpassenden Zeiten vorbei (pappensatt oder frühmorgens nach einer Zechtour in der Essener Nordstadt). Endlich im Urlaub war es so weit, ich zwang mich auf den Weg – zum Glück!

Zunächst die Einrichtung: typisch für ein deutsches Chinalokal. Was mich gefreut hat: Es saßen zwei Chinesinnen und ein Chinese da, die – wie man schnell raushören konnte – zum Zwecke des germanischen Spracherwerbs im Lande weilen. Ich bekam die Mittagskarte in die Hand gedrückt, schaute kurz und bestellte. Der einzige Fehler. Denn nun bemerkte ich, dass die Chinesen ein Töpfchen und Tellerchen nach dem anderen serviert bekamen. Ich blickte auf dem Tisch herum und entdeckte eine ausführliche Dim-Sum-Karte mit interessanten Köstlichkeiten wie Hühnerfüßen. Die Asiaten flachsten herum, offenbar kamen sie aus verschiedenen Regionen und eine erklärte der anderen, was man wie in Südchina isst.

Zwischenzeitlich kam meine Frühlingsrolle (guter selbst gemachter Teig, knusprig, vielleicht etwas viel Mungobohnen in der Füllung), mein Getränk und schließlich die Hauptspeise (Rindfleisch mit Schwarzer-Bohnen-Soße). Auch das war recht lecker, wenn auch nicht superior. Immerhin dürfte geschmacklich betrachtet die Soße selbst gemacht sein und neben dem leckeren Fleisch waren auch Details wie die dazu geschmorten Paprika köstlich. Nebenan amüsierte mich die Unterhaltung auch weiterhin.

Alles in allem ein feines Vergnügen und es ist für mich Ehrensache, dass ich die Dim-Sum noch probieren muss, wenn ich wohl auch auf die Hühnerfüße verzichten kann.

5/5 Sterne, schon wegen des Unterhaltungsfaktors

China-Test (15)

Jasmine (Essen, Ecke Steeler/Huttroper Straße)

Ich glaube, bewusst kam ich das erste Mal an dem Restaurant vorbei, als ich mit Vitiosus samt Familie von der A40-Aktion während des Kulturhauptstadtjahrs zum Bus gelatscht bin. Damals blödelten wir noch herum, ich müsse diesen Chinesen auch einmal einem Test unterziehen. Da diese Ecke aber leider so ziemlich außerhalb meines natürlichen Jagdreviers liegt, entzog sich das Jasmine meinem Auge. Am letzten Wochenende nun nutzte ich das schöne Wetter zu einem Besuch in der Gegend und dachte auf dem Rückweg: „Ach, warum testest du jetzt nicht mal, wenn du schon mal hier bist?“

Gedacht, getan. Kurz vorm Laden hatte ich zwar den Eindruck, es sei geschlossen (drinnen war’s verdammt dunkel und kein Schwein zu sehen). Aber da die Tür offen stand, war ich doch so todesmutig, einen Schritt in die Höhle des großen Drachen zu wagen. Und ich möchte sagen, ich habe es nicht bereut. Um zunächst auf den Punkt zu kommen: Der einzige mir erkennbare Kritikpunkt war der, dass die Tische zu schmal für die Bänke waren. Selbst ich, der ich ja nun nicht allzu klein geraten bin, musste von der Tischkante bis zur Futterluke eine gehörig Strecke überwinden. Meine Nachfolger mögen daher möglichst einen Tisch mit Stühlen und nicht mit Bänken wählen!

Das Essen selbst war ausgesprochen köstlich. Die Frühlingsrolle garantiert selbst fabriziert mit einer besonders appetitlichen Hülle. Als Hauptspeise wählte ich Pfefferfan die Ente in einer Pfeffersoße. Ja, richtig gelesen: Eine Pfeffersoße dieser Art ist mir vorher auch noch nicht beim Asiaten untergekommen. Aber sie war auf dem Entenfond aufgesetzt und entsprechend lecker.

Abschließend kann ich nur sagen: Schade, dass der Laden nicht bei mir um die Ecke ist. Zum Glück bin ich hin und wieder in der Nähe im Eulenspiegelkino, in dem Schlingensief in den 90ern seine Filmpremieren feierte.

4/5 Sterne (Ein fünfter ist erst drin, wenn sich das Restaurant auch bei mehreren Besuchen und verschiedenen Speisen so bewährt.)

China-Test (14)

Chau’s Wok (Kiel, Westring)

So lustig der Laden von außen aussieht, so langweilig ist das Essen. Andere Kritiken bewiesen, dass ich nicht vor Imbissen zurückschrecke, aber in diesem Fall kann man getrost den Westring weiter nach Süden fahren zum Golden Anh.

2/5 Sterne

China-Test (13)

Peking Garden (Essen, Ecke Anna-/Almastraße)

Nur knapp über dem Durchschnitt ist das Essen in diesem kleinen Restaurant, das in meinem früheren Leben eine Tapasbar und davor eine Ruhrpottkneipe beherbergte. Der Asiate, der heute die Menschen versorgt, füllt vor allem eine Lücke zwischen den anderen chinesischen Lokalen in der Umgebung. Es sei allerdings angemerkt, dass die Süß-sauer-Soße auffallend frisch zubereitet ist, deswegen gibt es noch

3/5 Sterne

China-Test (12)

VAN (Kiel, Alter Markt)

Etwas versteckt im Keller liegt dieser angenehme Tipp, der zwar nicht gerade mit üppigen Speisen prahlt, aber für gutes Geld gute Leistung an den Tisch liefert. Insbesondere der Mittagstisch ist zu empfehlen, wenn das Lokal nicht allzu voll ist.

Die erträglichen Gäste schwanken zwischen unmöglich gekleideten Versicherungsvertretern bei der Mittagspause Rentnerinnen, die keine Lust zum Kochen haben.

3/5 Sterne

China-Test (11)

Golden Anh (Kiel, Westring)

Mmh! Leckerlecker. Die wirklich guten asiatischen Restaurants in Kiel kann man an einer Hand abzählen. Golden Anh gehört dazu. Lecker gekocht, sehr freundlich bedient und die Preise sind auch verträglich. Was will man mehr? Ach ja: Unbedingt die vietnamesischen Brötchen probieren, die sind besonders empfehlenswert!

4/5 Sterne

China-Test (10) – ein Nachruf

Ming’s Garden (Oberpleis, Dollendorfer Straße)

Unweit des Petersbergs befand sich dieses Lokal, das es angesichts seiner Qualität an einen ungewöhnlichen Ort verschlagen hatte (und darum hat es vor Kurzem wohl auch dicht gemacht). Teile der Bedienung verstanden weder Deutsch noch Englisch, andere Teile trugen die feinste Kleidung (die ich in einem Anfall von Haben-Wollen dem Kellner einst vom Körper reißen wollte, aber das führt an dieser Stelle zu weit). Meine Empfehlung galt vor allem dem Buffet, das so reichhaltig wie schmackhaft war. Ganz besonders gut schien mir das Känguruh gelungen, das vorzüglich in brauner Soße bereitet war. Aber Achtung: Die Bauern aus den umgebenden Dörfern fraßen beim Buffet in Sekundenschnelle alles weg, was nicht nach Gemüse aussah! Wenn man beim Nachfüllen nicht schnell war, blieben in der Schale der Garnelen innerhalb eines Wimpernschlags nur noch grüne Reste in Soße zurück, die der Botaniker als sogenannten Brokkoli bezeichnet! Für ihre Kundschaft konnten die lieben Leute natürlich nichts, daher immer noch

4/5 Sterne

China-Test (9)

China-Palast (Rendsburg, An der Bleiche)

Wer abends in Rendsburg gut chinesisch essen möchte, hat hoffentlich reserviert. Denn hier gibt es abends, insbesondere am Wochenende stundenlang keinen freien Platz, und das nicht ganz grundlos. Schmackhafte Leckereien, die übrigens auch auf einem empfehlenswerten und reichhaltigen Buffet präsentiert werden.

4/5 Sterne

China-Test (8) (Wieder im Vollbesitz meiner magigen Säfte)

Chopstix (Giradetzentrum, Essen)

Nice try oder außen hui, Essen pfui, so lautet wohl die Kurzform dieser Kritik. Aber ich will mich ausnahmsweise in Details ergehen, weil sie mir so im Gaumen stecken- und zwischen den Zähnen hängengeblieben sind: Die Einrichtung, u. a. etliche Kopien von mehreren tausend Jahren alten Bronzegefäßen, war sehr hübsch. Die Bedienung, insbesondere der dort tätige männliche Asiat, ist salopp. Darüber hätte ich bei ausgezeichneter Küche noch hinwegsehen können. Aber. Genau, das GROSSE ABER: Die Pekingsuppe war der inkognito reisenden Testteilnehmerin deutlich zu scharf (trotz fehlendem Hinweis), meine Frühlingsrolle wirkte dagegen zunächst lecker kross (das Äußere erinnerte mich sogar an die doppelt frittierte Rolle von diesem Lokal). Und kross war sie eigentlich auch. Sie war nämlich so kross, dass knapp die Hälfte der Rolle beim Zerteilen vom Teller zu springen beabsichtigte.

So geht’s ja wohl nicht, mein Herr!

Ich möchte jedoch nicht kleinlich sein. Deshalb war mein Urteil nicht vor dem Hauptgericht gefällt. Ich selbst hatte eine Ente mit Hoisinsoße bestellt zu eher unzivilen Preisen (man gönnt sich ja sonst nix!). Die Dame in inkognito (hallo, Mama!) bestand auf einer Ente mit Orangensoße.

Wieder eine faszinierende Optik: Die Orangensoße, die ich bislang als transparente Soße kannte, war hier eingedickt, beinah milchig und gemahnte in Textur und Färbung an Vanillepudding. Meine Hoisinsoße dagegen war anders als sonst leicht lila(!) eingefärbt. Sofort erinnerte ich mich an eine Nudelsuppe, die ich durchaus schätze – und zu meiner Überraschung hatte die Hoisinsoße geschmacklich sogar einen leichten Ton dieser Suppe.

Natürlich haben wir uns von der Optik nicht ins Bockshorn jagen lassen (und es heißt Bockshorn, nicht Boxhorn, wie ich es einst von einem NDR-Wetterfrosch in einem Gastbeitrag für ein schmieriges Dorfblättchen lesen musste; aber Herr Schrader wird eben nicht fürs Schreiben bezahlt, sondern dafür, dass er in einem grünen Ganzkörpertrikot auf einer Miniaturleiter in einem Einmachglas herumklettert). Zunächst öffneten wir die Reisschale. Die nächste Überraschung: Gut, man muss zwei Gästen keine Tonne Reis servieren, das sehe ich durchaus ein. Gibt es aber keine kleinen Reisschalen, sodass dem Gast erspart bleibt, aus einem mannsgroßen Blechtrog die einzelnen Reiskrümel zu klauben?

Ich war noch erstaunlich gut gelaunt. Wirklich wahr. Das muss die Vorfreude auf die Ente gewesen sein. Nicht umsonst hatte ich als Kind immer die Enten im Park gefüttert. Jetzt wollte ich die Ernte meiner Saat einholen!

Wir füllten auf. Probierten. Und sahen uns stumm an. Meine Ente war zäh. Die Ente meiner Mutter war zäh. Was sie bei uns beiden an Reis gespart hatten, hatten sie meiner Mutter als Orangenscheiben auf die Platte geworfen. Mir selbst blieb dagegen ein Gemüse, das viel zu kurz im Wok geschwenkt worden war. Zum Ausgleich dazu war es schlecht geschnitten. Nein, du Asiatenkoch, auch wenn ich ein großes Maul habe, esse ich normale Gemüsezwiebeln trotzdem lieber kleiner geschnitten als nur halbiert. Erst recht, wenn sie noch fast roh sind.

In China gehört es sich bekanntlich, nicht alles aufzuessen, um den Gastgeber nicht zu beschämen. Ich glaube, ich habe noch nie ein chinesisches Lokal so wenig beschämt wie dieses hier.

0/5 Sterne – sorry, ich entscheide lieber selbst, ob ich einmal oder 50 Mal kauen möchte.