Warum ich auf meinem Schreibtisch Fußballaufkleber liegen habe

Keine Ahnung, wer von euch sich schon mal Gedanken darüber gemacht hat, warum wir Dinge wie tun. Eine Gruppe von Ritualdesignern hat aber mal beobachtet und überlegt, wofür dieser ganze moderne Hokuspokus gut ist, mit dem wir leergenudelte Fernsehbedienungen malträtieren, mit dem hochgehaltenen Handy wie mit einer Antenne spazieren gehen, um besseren Empfang zu bekommen, während des Telefonats seltsame Tänze aufführen oder mit einem Wackelrüttler an der Maus den Rechner aus dem Tiefschlaf wecken. Viel Spaß beim Stöbern und bei der Lektüre: http://curiousrituals.wordpress.com

Dumm wie Brot

Die Nationale Verzehrsstudie hat vor vier Jahren festgestellt, dass sich jeder zweite Deutsche (per Selbsteinschätzung) für einen guten Koch hält. Versäumt wurde zu erkunden, wie oft diese guten Köche ihr Essen tatsächlich noch aus rohen Zutaten herstellen, und ob es außer zum abgefragten Pfannkuchen oder Auflauf auch zur Herstellung einer Suppe, eines Brotteigs oder einer Salatsoße reicht – bei der man dann genau wüsste, was drin ist. Und sicher etwas anderes hinein täte als das, was die Hersteller in ihre Fertigware packen.

Der ganze Artikel zum Thema „Iss dich dumm“ ist im Freitag zu lesen. Noch spannender ist aber eigentlich dieser Artikel hier, der darüber aufklärt, dass Alzheimer womöglich eine dritte Form der Diabetes ist.

Ich habe eine Mogigrafie!

Es ist schon ein halbes Jahr her, da hab ich mal etwas darüber geschrieben, wie man in manchen fremden Gesichtern das Gesicht eines Freundes oder einer Freundin zu erkennen glaubt. Einzelne Elemente täuschen eine Ähnlichkeit vor, die der objektive Betrachter nie sehen würde.

Fast genauso lange schon habe ich vor, zu diesem Aspekt unseres Hirns weiteres zu beschreiben. Ich „er“-kenne nämlich nicht nur in fremden Gesichtern mir bekannte Züge, sondern habe diesen Effekt auch bei Landschaften.

Es gibt auf dem Weg, den ich täglich pendle, mehrere z. T. sehr unterschiedliche Landschaftszüge, die mich an Landschaften aus allen möglichen Ecken erinnern. Zum Teil sind es Landschaften, die ich täglich gesehen habe, zum Teil aber auch solche, an denen ich nur ein einziges Mal in meinem Leben vorbeigekommen bin.

So gibt es in Düsseldorf einen Bahnhof, der mich frappant an einen Ort in Schwerin erinnert (in der Nähe hab ich bei einem Chinesen gegessen, das weiß ich noch). Das Alberne: In Schwerin gibt’s da nur eine Straße, keine Gleise. Und die Straße führt südlich an einem See vorbei (es ist nicht der See mit dem Schloss), in Düsseldorf ist analog zur „Seeseite“ nichts als etwas sehr Flaches, das zu den Gleisen hin zugewachsen ist (es könnte eine Wiese oder ein Bolzplatz o. Ä. sein).

Eine andere Stelle auf dem Arbeitsweg ist ein niedriger, aber scharfer Höhenzug, der südlich der Ruhr aus dem Boden bricht. Er erinnert mich jedes Mal, wenn ich ihn sehe, an die Jungmoräne mit dem Kieler Berg. Das war der Höhenzug östlich des Dorfes in Schleswig-Holstein, das ich lange bewohnt habe. Zum Kieler Berg bin ich manchmal wochenends um 4 oder 5 Uhr morgens mit dem Fahrrad gefahren und hab den stillen Wald am frühen Morgen genossen (etwa so, wie die Mücken mich dann genossen haben, diese Mistviecher!).

Was ist es nun, was das Hirn da macht? Warum ergänzt es Bruchteile unserer Wahrnehmung mit Puzzlestücken aus unserer Vergangenheit? Diese Funktion, die beim Lesen noch praktisch ist, weil man auf diese Weise Wörter lesen kann, die total falsch geschrieben sind – bekanntermaßen reicht es ja sogar, wenn nur die Anfangs- und Endbuchstaben rhcitig geschrieben sind – hat doch für Gesichter und Landschaften nur wenig Sinn. Bon, bei Gesichtern hilft es meinethalben noch, Leute wiederzuerkennen, die man lange nicht gesehen hat und die sich stark verändern haben. Was aber nützt es mir, überall in der Weltgeschichte Landschaften wiederzuerkennen, die in Wirklichkeit ganz andere sind? Soll es eine beruhigende Vertrautheit herstellen? Ist es unsere Sehnsucht nach Bekanntem, um uns in Sicherheit zu wiegen?

Mwakasi makele. Mkosi! Mkosi!

Ich weiß, Google ist ein Moloch, ein Widerling, ein maschinisierter Bill Gates. Und doch kann man mit dem Ding Spaß für zehn haben.

Wenn ich zum Beispiel eine Frage beantwortet haben möchte, schreibe ich selten nur zwei, drei Begriffe aus der Frage in die Suchmaske, sondern tippe meist die ganze Frage rein. Das macht ganz besondere Freude, seit Google vor geraumer Zeit diese automatisierte Ergänzung eingeführt hat, mit der man sehen kann, mit welchen Erkundigungen andere Menschen den Apparatus aus USA so belästen.

Äußerst erfrischend fand ich neulich, als ich Google fragen wollte, wie etwas Bestimmtes heißt, nach zwei Worten die erste(!) Ergänzung „wie heißt die kriegsmaschine die in iron man 2 an der seite des eisernen mannes kämpft“.

Von ganz anderer Qualität ist die Ergänzung bei den beiden Wörtern „bin ich“. Aktuell schlägt Google Folgendes vor, in dieser Reihenfolge: „bin ich verliebt“, „bin ich schwul“, „bin ich hübsch“. Startet man die Frage mit „wie viel“, taucht als eine der Ergänzungen auf: „wie viele pferde leben schätzungsweise auf der erde?“ Alles sicherlich Fragen, die die Menschheit tagtäglich bewegen!

Es macht wirklich enormes Vergnügen, einfach Texte einzuleiten und den Googlenutzern über die Schultern zu schauen. Probiert es einfach mal mit irgendwelchen Wortkombinationen aus! Lacher sind garantiert!

Der verborgene Kult

Die Ausrede, es könne die Geisterwelt der armen Menschenvernunft nicht mehr kommunizieren, als diese aufzunehmen bereit sei, ist ebenso albern, Hilfshypothese des paranoischen Systems: Weiter als die Reise zur Großmutter hat es das lumen naturale doch gebracht, und wenn die Geister davon keine Notiz nehmen wollen, dann sind sie unmanierliche Kobolde, mit denen man besser den Verkehr abbricht. Im stumpf natürlichen Inhalt der übernatürlichen Botschaft verrät sich ihre Unwahrheit.

Theodor W. Adorno

Oui? Ja!

Pssst!

Liebe Freunde des Verborgenen und der mysteriösen Magie, obwohl die Vergangenheit stets schöner wirkt, als sie war, die Gegenwart schlechter gesehen wird, als sie ist, und die Zukunft besser, als sie sein wird, wünscht sich der Mensch doch seit Alters her, ebendiese im Vorfeld zu kennen.

In der Antike galt noch der Vogelflug oder die Leber des Mittagsessens als Verkünder des Kommenden. Spätestens seit der Aufklärung ist für moderne Menschen wie uns klar, dass es sich bei solchen Praktiken um abergläubischen Unsinn handelt.

Nein, wir kennen längst effektivere Methoden: Laien knuspern beispielsweise am Glückskeks und achten tunlichst darauf, nicht das Papier mitzufuttern. Zauberlehrlinge des ersten Semesters werkeln mit Pendeln aus Yps-Halbedelsteinen herum oder befragen Karten (und das in Zeiten von GPS und Google Maps – wie lächerlich!). Semiprofessionelle Amateure lassen sich durch das Werfen von Münzen oder das Schütteln von Schafgarben die ewig gleichen Antworten vom I-Ging geben. Echte Vollprofis nutzen dagegen eine Kristallkugel aus dem Fachhandel, so wie ich es tue. Meine Kugel hat übrigens eine Diagonale von 40 Zoll und liefert ein Bild mit HDTV-Qualität (1080p).

Tja, und dann gibt es ja noch dieses Gläserrücken. Musste sich der User früher mit einem Offline-Brett begnügen, kann ich heute Entwarnung geben: Das Ouija-Brett ist im 21. Jahrhundert angekommen und kann im Museum of Talking Boards online genutzt werden! Also, Leute, alle mal an den Schreibtisch gesetzt und einen Finger an die Maus. Und bei den beiden letzten Einträgen kann man sogar alleine Gläserrücken.

PS: Wer mit „Engeln“ spricht, ist übrigens bescheuert.