Was wir bei den Wilden so treiben

Eine geradewegs ominöse Zeit verbringen wir hier in dem Lager der freundlichen Eingeborenen. Wir vermögen uns zwar weiterhin kaum anders als mit Händen und Füßen mit ihnen zu verständigen, aber für die lebensnotwendigsten Körperfunktionen (Essen, Trinken und das andere) reicht das ja vollkommen aus. Immerhin sind Indianer auch nur Menschen wie Du und ich.

Pocket hat inzwischen einen Friseur-Wigwam eröffnet und handelt sich gehörig Glasperlen ein, mittlerweile kommen die ersten Squaws der Nachbarstämme. Lilith tanzt jeden Abend am Lagerfeuer wenigstens zwei Paar Mokassins durch (sie tanzt meist mit Der-sich-nen-Wolf-tanzt) und selbst Muffin traut sich inzwischen in das Räucherzelt. Nur Motte fleucht weiterhin um diesen kunstgeschichtlich höchst bemerkenswerten Pfahl herum, der gewiss eine ähnliche Funktion erfüllt wie die Maibäume am südlichen Niederrhein.

Soweit ist also eigentlich alles recht friedlich hier. Das einzige, was mich wundert, ist die Tatsache, dass mir nicht recht einfällt, was wir hier eigentlich wollten. War es nicht so, dass wir etwas suchten? Und wenn ja, was war es? Und je nachdem, was es war: Können wir es hier finden? Ich bin dermaßen vergesslich geworden in letzter Zeit. Ach gut, dass Du gerade vorbeikommst, Der-immer-blau-ist, ich red gerad mit den Leuten hier – kann ich vielleicht noch einen Schluck von Eurem leckeren Feuerwasser haben?

Lilith vor dem Zelt von Der-wie-ein-aristokratischer-Argentinier-lispelt.

Der Ureinwohner an sich

Rettung! Nachdem ich den Canyon mit den unerschöpflichen Wasservorräten für uns entdeckt habe (ich habe ihn den Canyon El Totto getauft), gelang es mir nun auch noch für feste Nahrung zu sorgen. Ein Indianer hat uns, äh, nein, ich habe einen Indianer gefunden, der uns zu dem Lager seines Stammes geführt hat. Da gab es lecker Pemmikan all-you-can-eat, Maisfladen und so komische braune Röhrchen, die die Indianer angezündet haben und deren Rauch sie eingeatmet haben. Lilith hat auch mal probiert und sagt, es schmeckt ganz lecker und macht total strubbelig. Die Verständigung läuft schleppend, aber wir lernen stündlich neue Indianerwörter.

Der Medizinmann hat auch die Blasen an meinen Füßen behandelt, die Hühneraugen hat er aber Hyhnerbain überlassen. Pocket hat sich eine schicke Decke umgeworfen und mehrere Squaws baten ihn nachdrücklich darum, ihnen seine Frisur zu schneidern. In der Mitte des Lagers steht ein mehrere Mann hoher Holzpfahl mit bemerkenswerten Schnitzereien. Motte fliegt ständig drumherum und scheint den Pfahl irgendwie beängstigend zu finden. Wir können uns natürlich nicht um solche Kinkerlitzchen kümmern, da wir viel zu sehr mit den Tauschgeschäften beschäftigt sind (Spiegel, Glasperlen und Feuerwasser). Noch ist nicht ganz klar, was die Indianer für ihre handwerklichen Künste haben wollen, aber es scheint, dass ihre Spiegel deutlich teurer sind als die mundgeblasenen Glasperlen und die Preise des Feuerwassers mit Büffelgras sind für uns nahezu unerschwinglich.

Nanu? Was zischt da mit hoher Geschwindigkeit am Horizont entlang? Das sieht aus wie Rolline, die ihren Rollstuhl gegen ein Quarterhorse eingetauscht hat! Jetzt zeigt sie den langhaarigen Präriehippys mal, wie man richtig reitet. Wer weiß, vielleicht können wir uns mit diesem Reitunterricht wenigstens ein bisschen Feuerwasser erhandeln?

Das Pokerface von Der-als-erster-DSL-im-Wigwam-hatte ist nicht zu knacken;
nicht mal Pocket erkennt, wann der Indianermann blufft!

Der Canyon

Ich sag es frei heraus: Mir tun die Füße weh, ich weiß nicht einmal, ob ich Blasen auf den Hühneraugen habe oder Hühneraugen auf den Blasen. Nur Hyhnerbain und Pocket scheinen mit ihrem Schuhwerk gut zurande zu kommen, dabei könnten ihre Schuhe unterschiedlicher nicht sein. Pocket hüpft sogar noch auf seinen Stilettos um uns herum und dieser Rosstäuscher von einem Arzt singt die ganze Zeit über seine Espadrilles. Habe ich schon mal erwähnt, dass ich Menschen mit guter Laune hasse? Vor allem wenn ich selber fast verdurstet bin!

Wartet mal! Seid mal ruhig!

Hört Ihr das auch? Dieses Rauschen? Ich glaube, wir haben Wasser gefunden! Unser Leiden hat vorläufig ein Ende! Ja, seht nur, ein Canyon! Wasser! Ich zuerst! Los, alle mal zur Seite!

Jetzt haben wir wenigstens mal fließend Wasser!
Nur gut, dass ich meinen teuren Seifenblock aus der Provence nicht weggeworfen habe.

Dick über das Leben

Ich vermute, so ist das Leben nun einmal: Was man am meisten fürchtet, passiert nie, wonach man sich am meisten sehnt, passiert allerdings genausowenig. Das ist der Unterschied zwischen Leben und Fiktion. Ich nehme an, damit sind wir ganz gut bedient. Aber hundertprozentig sicher bin ich mir da nicht.

Philip K. Dick

Der Teufelsfelsen

Was für ein Ostern! Wir haben uns in der vermaledeiten Wüste verlaufen, der Gral ist absolut nicht in Sicht und mein Rasierapparat knirscht jetzt auch noch, weil er voller Sand ist. Hätte ich doch Albert Knorrs „Wie rasiere ich mich in der Wüste?“-Reiseführer mitgenommen! Zu allem Unglück haben wir kein Wasser mehr, alle Schokoriegel sind in meiner Hosentasche geschmolzen und der Franzbranntwein geht zur Neige. Ich fürchte fast, dass jedem nicht mehr als nur noch ein einziger kleiner Tropfen zur Verfügung steht. Hätte ich doch bloß noch mein YPS-Überlebenshandbuch – ich wusste ja, dass ich es eines Tages brauchen würde! Hat einer der Teilnehmer wenigstens zufällig einen Micky-Maus-Kompass dabei?

Ich habe so einen Durst! Ist das ein Eisberg vor uns?

Schwarzbart

Ihr wollt wissen, warum mein Avatar so strubbelig im Gesicht aussieht? Warum ich mein Gesicht nicht täglich glatt wie einen Babypopo rasieren kann? Ja, wisst Ihr denn nicht, wie sich die Seeluft auf Elektrogeräte auswirkt? Guckt Euch meinen Rasierapparat doch nur mal an! Da ist sogar schon die Garantie verwirkt, dabei ist das Gerät erst vier Wochen alt! Und jetzt möchte ich den erleben, der sich damit rasiert!

Wort zu Ostern

Auch ist es überflüssige Banalität, zu wiederholen, die Massen bedürften einer Religion. […] Wenn es möglich wäre, die Massen zu bewegen, den Atheismus anzunehmen, so würde er ganz zum unduldsamen Eifer eines religiösen Gefühls und in seinen äußeren Formen bald zu einem Kultus werden.

Gustave Le Bon

Man vertreibt uns aus Tombstone

Der größte anzunehmende Unfall eines jeden guten Westerns ist eingetreten: Wir sind schuld am Tod des Stadtfürsten. Ich will Euch wirklich keine Hoffnungen machen, es sieht ganz nach Armlecken aus! Jetzt schützt uns nicht einmal mehr die Sandkastenfreundschaft zwischen Taste und diesem ominösen Hoss. Da, guckt es Euch nur an, die Tombstonianer verjagen uns aus ihrer hässlichen Stadt! Hey, was soll das! Pass bloß auf, Du Würstchen! Was meinst Du? Natürlich hätte ich den Mumm, mich mit Dir anzulegen, Du … Du … wie heißt Du eigentlich, Du Kasper? Little Was? Joe? Hahaha! Ich lach mich – ups. Ja, ich weiß, dass das ein Revolver ist. Ja, natürlich gebe ich Euch gerne unsere gesamten Trinkvorräte, bevor Ihr uns in die Wüste schickt. Mit Kusshand sogar. Wie? Den Whiskey? Ähm, das macht Ihr vielleicht besser mit Lilith aus. Wie? Das Wasser, den Whiskey UND den Franzbranntwein? Ich fürchte, den wird Pocket nicht rausrücken, aber Ihr könnt ihn ja mal fragen, ich guck so lange schon mal, welchen Weg genau wir in der Wüste am besten gehen. Bis die Tage!

Lauuuuft! Nehmt die Beine in die Hand und immer mir hinterher! Ich habe das letzte Franzbranntweinfässchen Tombstones dabei!

Die Jungs sagen, wir sollen uns hier nicht mehr blicken lassen.