Füße abwischen

Ist euch schon mal aufgefallen, dass es im Haushalt nur wenige grundlegende Gegenstände gibt, die so intim sind wie Handtücher? Und mit intim meine ich jetzt nicht das, was die Kicherfraktion glaubt, sondern den persönlichen Bezug.

Macht einen einfachen Test (wenn euch das nicht sowieso schon einmal aufgefallen sein sollte): Guckt euch bewusst die Handtücher bei Freunden und Bekannten an oder im Freibad oder bei Leuten, die ihr aus welchen Gründen auch immer bei denen zu Hause besucht (Einbruch gildet nicht, dazu ruf ich nämlich erst auf, wenn die Revolution ausbricht).

Fällt euch da nicht auf, dass diese eigentlich so belanglosen Stoffdinger trotz aller Massenproduktion immer sehr privat sind? Dass da ganz oft Handtücher hängen, die ihr „niiiiiiemals im Leben“ selber kaufen würdet?

Klar, ein Handtuch ist ein Handtuch. Rechteckig. Mal trocknet es besser, mal weniger gut, mal ist es besonders flauschig, mal hart wie ein Brett. Aber der Kniff zur persönlichen Unterscheidung sind die Muster, die Farben. Benutzen andere Leute da nicht immer Muster, die euren eigenen erstaunlich zuwidersprechen?

Und wie oft kommt es vor – da schließe ich mich nicht aus –, dass man bei anderen Leuten recht abgenudelte Handtücher findet?

Ich weiß nicht, wie das bei Leuten ist, die etwas älter sind als ich. Aber bei mir und meinem Freundeskreis konnte ich beobachten, dass viele Handtücher eine Art Familienerbstück sind, fast wie ein Clantartan. Sie werden vielleicht nicht über drei oder mehr Generationen weitergegeben (wobei ich auch dafür Belege weiß), sondern aus der eigenen Kindheit mitgenommen. Deshalb hängt man an dem ein oder anderen Stück vermutlich so. So besitze ich immer noch ein Sport-Goofy-Handtuch, das der kleine Totte bekommen haben muss, als in Montréal die Olympischen Spiele stattfanden. (Nun guckt mal, wann die waren, und rechnet nach, wie alt das Handtuch ist.)

Demnach könnten einzelne Handtücher – schließlich kommen notgedrungen immer wieder neue hinzu – zum subjektiven Ich gehören, sozusagen ein Teil der Identität werden. Man verbindet mit ihnen gute und schlechte Zeiten, wobei ich wenig Probleme habe, mich von Handtüchern aus schlechten Zeiten zu trennen.

In diesem Sinne: Zeigt mir eure Handtücher und ich sage euch, wer ihr seid.

ps: auch wenn sport goofy nicht mehr so flauschig ist wie im letzten jahrtausend, so leistet er doch noch gute dienste beim abtrocknen und hat immer noch keine löcher nicht.

Büroulette – ein Spiel für zwei bis zwanzig Spieler

Regeln

1. Auf dem Boden werden mit farbigem Tape vier Linien so über kreuz geklebt, dass neun Felder entstehen: #.

2. In die neun Felder klebt man je ein weiteres Stück Tape und schreibt die Zahlen 1–9 drauf.

3. Ein Delinquent (das „Schweinchen“) wird ausgelost, der nur als passiver Spieler mitspielt.

4. Die anderen Spieler wetten nun auf die Zahlen 1–9. Folgendes kann gesetzt werden: Geld, Kaffee, Bürodienste, sexuelle Belästigung, Krankenscheine.

5. Das Schweinchen wird in einen Bürostuhl mit Rollen gesetzt und in dem Stuhl auf die Felder geschubst. Es gewinnt die Zahl, auf welcher der Stuhl zum größten Teil stehenbleibt.

6. Überschreitet der Stuhl das Spielfeld, ist der Schubs ungültig und muss wiederholt werden.

7. Gespielt wird so lange, bis der Chef ins Büro kommt.

DocTotte präsentiert: Die fünf schönsten Filmrisse

Der schönste Filmriss, der auch eine Vorgeschichte bieten kann, ist zweifellos mein Versuch, eine Boygroup aus Wattenscheid zu hören. Der unangefochtene Platz 1!

Um die Wattenscheider Philharmoniker, die unter dem Pseudonym „Kassierer“ unterwegs sind, live zu erleben, benötigte ich drei Anläufe. Beim ersten Mal hatte ich eigentlich vorgehabt, mit einem Kommilitonen und einer nicht ganz legalen Substanz eine Uniparty der Physiker zu sprengen. Leider fanden wir die Party nicht auf dem Campus, gingen zu ihm ins Wohnheim und betrachteten unter Wirkung der Substanz seine Skalare im Aquarium (eigens zu diesem Zwecke angeschafft und aufgebaut). Später trödelte ich zum Bahnhof, wollte nach Hause, traf aber einen anderen Kommilitonen, der mich zum Kassierer-Konzert mitnahm. Die Vorband – keine Ahnung, wer das damals war – habe ich unter Einfluss flüssigen Goldes noch feiernd mitbekommen. Doch bevor die Kassierer auftreten konnten, verschwand ich kurz nach draußen, wankte über die Straße, hockte mich („für eine kurze Pause!“) in einen Hauseingang und wachte Stunden später mit schief sitzender Brille wieder auf.

Das war aber eigentlich noch nicht der Filmriss, von dem ich erzählen wollte. Der geschah nämlich bei einem Jahre später stattfindenden Kassierer-Konzert. Derselbe Ort, andere Leute. Einige bewunderten meine Zimmermannshosen mit Schlag, die Schnapspulle kreiste und so selbstgedrehte … äh … Zigaretten eben. Diesmal bin ich, obwohl bereits mit Karte ausgestattet, nicht einmal in den Veranstaltungsort hineingelangt, sondern lag schon vor dem Konzert auf der Wiese vor dem Eingang. Irgendwann nach dem Konzert wurde ich geweckt, in einen R4 geschleppt, der am Tag darauf verschrottet werden sollte (deshalb sprang der Besitzer auch noch fröhlich auf dem Dach herum, während ich im Fond hockte wie ein Mehlsack). Wie ich nach Hause gelangt bin? Ich weiß es nicht. Ich weiß nur, dass mir Jahre später erklärt wurde, dass es um mich herum auf der Wiese zu einer Schlägerei zwischen Punks gekommen sein soll, auch mit herumfliegenden Flaschen. Mithin ein Ereignis, das an mir vorbeigeflogen ist.

PS: Der dritte Anlauf zur Betrachtung der Kassierer war erfolgreich, ich trank aber mit Absicht äußerst maßvoll.

DocTotte präsentiert: Die fünf schönsten Filmrisse

Der heutige Filmriss entführt in die exotische Welt der Heavy-Metals mit all ihren Schweiß- und Schnapsgerüchen. Ich präsentiere Platz …

2. Im Notes, einem abgesifften Metalschuppen in einem weniger gentrifizierten Stadtteil E-Towns, gefeiert. Der Drogenpapst bestellte sich da zur Happy Hour gewöhnlich ein Tablett voll Wodka, ich selbst trank eher das unangenehm verdünnt schmeckende und einen wirklich bösen Kater verursachende Bier aus dem Zapfhahn. Hinten gab es einen nicht mehr brauchbaren Billardtisch, der vom DJ und sonstigen Personal kaum eingesehen werden konnte. Also feierten wir ausgerechnet hier besonders ausgelassen. Kumpel M. tanzte zum Beispiel mal auf dem Billardtisch und versuchte dabei, mit bloßen Fingern die Discobeleuchtung herauszuschrauben (dass er sich die Finger verbrannte, merkte er erst mit Zeitverzögerung). Ich selbst versuchte dagegen einst, vor einer der Boxen eine Beavis-und-Butthead-Folge nachzustellen. Darin steht einer der beiden direkt vor dem Fernseher, der ein Panthera-Video darstellt, und brüllt dazu, der Ton möge lauter gestellt werden. (Seit diesem Abend höre ich rechts übrigens auffallend schlechter, ein Zusammenhang sei nicht ausgeschlossen.) Der Filmrissabend, von dem ich aber eigentlich berichten wollte, hatte etwas mit erst aus Versehen, später mit Absicht vergossenem Bier zu tun, auf dem man hinter dem Billardtisch herrlich herumrutschen konnte – bis ich mitsamt Faust in einer Wand des Notes versunken bin. Wie ich genau nach Hause gekommen bin, weiß ich nicht mehr, vermutlich habe ich mit leeren Bierdosen Fußball gespielt oder Schlimmeres angestellt. Das kindkopfgroße Loch in der Wand wurde schließlich von einem anderen Kumpel (erstklassiger Maler/Renovierer seines Zeichens!) gerichtet, wofür ich ihn in Flüssighopfen entschädigte.