Aye!
Es sollte kein Geheimnis sein, dass ich inzwischen über einen echt schottischen Kilt verfüge. Einen Quiach hatte ich mir in Schottland ebenfalls eingefangen und zwischenzeitlich wurde ich sogar stolzer Besitzer eines Sporran. Und jetzt, jetzt konnte ich einfach nicht mehr warten und habe bei einem netten Schmied namens Jim einen oberschicken Sgian Dubh erstanden.
Sgian Dubhs, das sind die traditionellen Messer bzw. Dolche, die der Schotte mit sich so herumträgt. Dubh steht in dieser Bezeichnung übrigens für dunkel, schwarz. Das ist ganz nebenbei dieselbe gälische Silbe wie bei Dublin, das bekanntlich wörtlich Schwarzer Pfuhl bedeutet.
Die Bezeichnung des Schottendolchs als Schwarzer Dolch rührt wahrscheinlich daher, dass die Schotten vor ein paar Jahrhunderten von den Engländern freundlich gebeten wurden, nicht mehr mit Waffen herumzulaufen. Was tat der Wald- und Highlandschotte da? Richtig, er versteckte sein dunkles Messerchen. Erst in der Achselhöhle, später im Strumpf unterm Kilt.
Heutigentags ist das Messertragen in Schottland übrigens eine noch viel größere Katastrophe. Als meine Wenigkeit in Edingburgh eintraf, um Albert und den Bären zu treffen, plärrte schon die ganze Zeit eine bösartige Durchsage, dass Messer in der Öffentlichkeit verboten seien. Hier hielt ich das vor lauter Aufregung noch für einen freundlichen Hinweis, der sich lediglich auf den Flughafen bezog. Später musste ich, der Messerjocke, aber feststellen, dass das fürs ganze Land gilt! Als ich nämlich in einem Souvenirladen wie aus dem Bilderbuch erstmals einen lächerlichen Sgian Dubh in den Fingern hielt, staunte ich a) über den peinlichen Plastikgriff und b) über die Klinge, die stumpfer als meine linke Wade war. Die Dame im Verkaufshäuschen tat so, als könne sie nicht erkennen, dass es ein Plastikgriff sei, beschwor mich aber, dass es natürlich streng verboten ist, mit einem scharfen Messer herumzulaufen. Wie Albert bezeugen kann, hat mich diese Information nicht daran gehindert, auch in einem Fast-Food-Laden die Klinge meines einfachen Laguiole auszupacken.
Wie dem auch sei. Zu Hause angekommen habe ich erst mal länger geforscht, bis ich einen Schmied entdeckt habe, der nicht nur mit tollen Materialien arbeitet, sondern auch ein wahrer Künstler ist. Jim interpretiert das spießige Sgian-Thema neu und kreiert wunderbare Stücke, die trotzdem in der besten Tradition seines Landes stehen. Besonders amüsant fand ich zuletzt, dass seine Werkstatt ausgerechnet in dem Kaff steht, in dem Albert, der Bär und ich uns mit Kilts eindeckten.
Jetzt möchte ich eigentlich nur noch zwei Dinge sagen: Der Griff ist aus 6000 Jahre alter Mooreiche und die Klinge ist damasziert. Die größten Mankos sind lediglich, dass er schlecht zu fotografieren ist (man sieht das Muster auf der Klinge kaum!) und dass die Scheide relativ eng ist, sodass man das Messer sicher nicht schnell ziehen kann.
Finger weg von meinem Whisky!