Ureinwohner und die moderne Sozialdemokratie

Der bereits eingeführte Künstler hat sich zeitlebens auch mit Ureinwohnern beschäftigt, mit ihrer Unterdrückung und Ausbeutung. Er hat ihre Kulturen, ihre Rituale und zuletzt auch die Bekleidung tiefgehend studiert. Aus dieser intensiven Beschäftigung heraus kleidete sich unser Künstler mehrere Male im Jahr, besonders in der fünften Jahreszeit, in die Kostüme mancher Eingeborener, um sich ihnen so näher zu fühlen. Und selbstverständlich fand auch diese Kostümierung Eingang in sein kreatives Schaffen.

Ich möchte ein Bildnis vorlegen, das den Künstler als sogenannten ‚Indianer‘ – gemeint sind die Ureinwohner Nordamerikas – mit Federschmuck darstellt. Zur Rechten steht ein unbekannter Mann, dessen fanatischer Blick zweifelsohne auf die Ausrottung durch mit Pocken verseuchten Decken und Feuerwasser hinweist. Eine sozialkritische Aussage, die jeden Landnahmeprozess in der Weltgeschichte aufs Schärfste verurteilt! Zur Linken und am Boden sehen wir zwei formidabel gestaltete Blumen. Sie erinnern an Nelken, was gewiss durch die Nutzung der Position Links bestärkt wird, steht die Nelke doch bildhaft für die Sozialdemokratie. Aber selbst dabei gelingt dem Maler der gerissene Trick, eine politische Aussage unterschwellig einzubauen, finden wir doch die ‚Linke Nelke‘ in einer Motivwiederholung am Boden liegen. Und genau hier ist die Verbindung des Themas ‚Ureinwohner‘ mit der Moderne, allerdings muss die Wurzel für das Am-Boden-Liegen der Sozialdemokratie in den 70er Jahren des vorangegangenen Jahrhunderts gesucht werden. Das Bild stammt genau wie das am Vortage besprochene Bild aus dem November 1975.

KUNST KUNST KUNST ! ! !

Bei dem gestern hier vorgestellten Hells Angel handelt es sich bekanntlich um einen hochbegabten Künstler, der sich inzwischen weigert, seine Kunstwerke für achtstellige Pfund-Beträge bei „diesem Assi-Discounter Sotheby’s“ (O-Ton Doc) verramschen zu lassen. Schon früh, wie die Crème de la Crème der internationalen Kunsthistorikervereinigung zu berichten weiß, schuf er Bildwerke, die an Kühnheit und Geschmack sämtliche bis dato bekannte Grenzen sprengten. Ich möchte die unverschämt günstige Gelegenheit ausnutzen, einige wenige seiner besonders gelungenen Klassiker an dieser Stelle präsentieren zu dürfen.

Das Bild, mit dem ich diesen ausgewogenen Reigen zu eröffnen gedenke, ist im November 1975 entstanden und in der Kunstszene unter dem Titel: „Porträt des Künstlers als junger Mann“ bekannt. Auf die altkluge Frage seines damaligen Meisterschülers Joseph B. aus Düsseldorf – der es unbestätigten Gerüchten zufolge inzwischen wohl auch zu irgendetwas gebracht zu haben scheint – wo denn die Hände des Porträtierten seien, soll der Meister der Legende zufolge geanwortet haben: „Die habe ich gerade in der Tasche!“ Jedenfalls wird dieser, heutigentags zur geflügelten Redensart gereifte Spruch dem wortgewandten Künstler gemeinhin zugesprochen. Doch genug geharrt, kommen wir nun zum Bild:

Live and let die

Es ist das Universum, das sich der Menschen bedient. Das Universum trifft bestimmte Entscheidungen, und auf der Basis dieser Entscheidungen leben die einen, während die anderen sterben. Das ist ein hartes Gesetz. Aber jede Kreatur muss sich dem zwangsläufig fügen.

Philip K. Dick

True Höllenengels must stick together!

Wie die meisten von Euch wissen, bin ich ein richtiger Draufgänger, ein regelrechter Schlagetot. Den meisten dürfte aber unbekannt sein, in welchem Alter ich damit begonnen habe. Ich kann Euch sagen: Sehr früh! So war es bereits kurz nach meiner Geburt mein innigster Wunsch, Mitglied jener gefürchteten Schlägerbande aus Kalifornien zu werden, die noch heute die zivilisierte Welt in Angst und Schrecken versetzt. Selbstverständlich war es mir zu läppisch, beispielsweise Mitglied des Pillepalle-Chapters von Oakland zu werden, nein, ich suche bekanntlich stets die besondere Herausforderung. Und als mir zu Segelohren kam, dass die westfriesischen Hells Angels, die zu der Zeit die Insel Texel auf brutalstmögliche Weise terrorisierten, besonders berüchtigt seien, suchte ich sie freilich so bald als möglich auf. Ich sage Euch – es sollte kein Zuckerschlecken werden! Weder für mich noch für die Jungs! Mit diesen Raufbrüdern muss man aber eben von Beginn an eine klare Sprache reden.

Doc in seiner Rockerkluft mit original Hells-Angels-Kutte und zünftig roten Engineer Boots. Die frisierte Engine hatte gut und gerne ihre 400 Pferdchen.

Es gelang mir natürlich mit Bravour und nahezu fehlerfrei, die extrem komplizierte Aufnahmeprüfung zu bestehen, deren Schwierigkeitsgrad bei diesem Chapter als legendär hoch galt. Nur zum Präsi hat es leider nie gereicht, das soll daran gelegen haben, dass ich damals noch Windeln trug. Na, sei es wie es sei, noch heute freuen sich die Jungs, wenn wir uns sehen. Und dann sagen sie immer: „Na Totte? Hasse die Windeln wieder voll?“

Von den Anfängen (2)

Gewisse Elemente, ich nenne sie mal F. und L., wünschten, ich möge Bilder meiner Wenigkeit zeigen, als ich noch richtig wenig war. Also klein, meine ich jetzt. Ich könnte natürlich sagen, ich sei nun überrascht, aber das wäre gelogen. Denn genau aus diesem Grunde, weil ich wusste, dass dieser Wunsch in meinem 35. Lebensjahr an mich herangetragen werden würde, hatte ich meine Eltern bereits als Kleinkind schriftlich gebeten, Photographien meiner selbst anzufertigen. Es sei ihnen, so die später an mich herangetragene Legende, damals allerdings unklar gewesen, was denn „diese Blogs“ seien, für die ich die Lichtbilder mit juristischen Mitteln einforderte.

Man sieht den Künstler mit seiner Mama im Ferienhaus seiner Großeltern im Westerwald. Es handelt sich übrigens um ein hilfreiches Bild für die Frage: Woran erkenne ich, dass mein Kind Archäologe werden möchte? Die Segelohren weisen bereits in diesem Alter auf die Luftbildarchäologie, die typischen Bauarbeiterklamotten sind unschwer zu erkennen und selbst die Maulwurfshände sprechen schon Bände.

LIVE LOBSTER TERRORIZES BANK TELLER

McKEESPORT, PA. – A man successfully held up the Union Manor Bank this morning, using a live lobster as a weapon. Police Chief Rich Hurst told reporters that his men are on the lookout for the robber, caught in the act by the bank’s security camera. The teller, Mrs. Della Candle, said, »I was terrified! The thing just kept clicking its claws at me. I thought I was going to lose my nose or something!« The thief got away with over $ 3,000 and Mrs. Candle’s lunch bag.

Musiker unter sich

Ich glaube, Musiker sind die höflichsten Menschen der Welt. Da kann einer von denen noch so angepisst sein, ja im wahrsten Sinne des Wortes körperliche Schmerzen erleiden – nie fiele es einem Musiker ein, sich zu beschweren oder gar den Urheber seines Unbills zu beleidigen! Ihr glaubt mir nicht? Dann seht Euch den Beweis selbst an:

Es ist doch ganz klar, dass der Trompetenmann mit dem lustigen Taschentuch totaaal schlecht spielt, der Trommler hat schlimme Krämpfe, muss sich ja fast übergeben. Aber er beißt sich lieber die Zunge ab, bevor er motzt. Er erduldet alle Qual, eben weil er so höflich ist. Ja, ich glaube, von Musikern können wir alle eine ganze Menge lernen!

Moleskin

Jetzt soll ich auch noch etwas aus meinen Notizbüchern zeigen. O.K. So soll es sein. Zunächst eine Doppelseite mit Notizen aus einem Buch von Jung:

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Dann möchte ich eine Doppelseite eines kurzen Dialoges, der in geänderter Form auch Eingang in meinen Roman gefunden hat:

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Und zum Abschluss gibt es eine chaotische Doppelseite aus meinem Notizbuch, das ich ausschließlich für den Roman geführt habe. Nicht, dass mir noch nachgesagt wird, ich sei ordentlich!

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So, und zum Abschluss für diesen Eintrag gibt es noch ein Kubrick-Zitat:

Ich bin misstrauisch, wenn es darum geht, Verantwortung zu delegieren, und meistens aus gutem Grund. Insbesondere traue ich Leuten nicht, die sich nichts aufschreiben. Bei denen, die sich Notizen machen, interessiert es mich, in welcher Form sie diese festhalten. Am meisten misstraue ich denjenigen, die mit feinen goldenen Bleistiften in eines dieser schicken Notizbücher von der Fifth Avenue schreiben.

PS: Endlich ist jemandem aufgefallen, dass ich absichtsvoll nicht die Marke in den Titel geschrieben habe, sondern den Namen des Stoffes, mit dem die Bücher ursprünglich bezogen waren. Herzlichen Glückwunsch, Albert! 😀