Kein Flug in die Alpen

Über Art und Auftreten von Träumen nach Einnahme bewusstseinserweiternder … äh … Dings … äh … Lebensmittel habe ich euch gestern ausgefragt. Dabei wurde ich unsanft (Danke, Nachbar!) auf ein Thema hingewiesen, das mir ebenfalls schon früher aufgefallen war: Im Gegensatz zu anderen Menschen scheine ich verdammt selten Albträume zu haben. Um nicht zu sagen: so gut wie nie. Denn Albträume im engeren Sinne (also mit Furcht und Schrecken und unsanftem Erwachen) kann ich für mein gesamtes Leben locker an einer Hand abzählen. Ich erinnre mich sogar noch an meinen ersten, so selten waren sie. Damals war ich etwa 6 Jahre alt.

Egal. Die angenehme Aussicht auf schöne Träume lässt mich auch die Traumwelt als wesentlich angenehmer empfinden als das Leben. Denn selbst wenn es seltsam zugeht – und das tut es oft genug, das könnt ihr mir glauben –, so erlebe ich die Traumwelt trotzdem als angenehm, interessant, amüsant, spannend, abwechslungsreich, kurz: Mein Unbewusstes scheint es gut mit mir zu meinen. Jedenfalls nachts, über seine Aktivitäten im Laufe des Tages möchte ich kein Urteil abgeben. feind liest mit!!!

Nun sagt, wie habt ihr’s mit der Träumerei?

Abusus

Ahoi, ihr Landratten und Windbeutel,

heute bin ich einmal mehr über einen Effekt gestolpert, den mein Körper mir regelmäßig anzubieten wagt und den ich durchaus erstaunlich finde. Ich nenne den Effekt … äh, eigentlich hat er noch keinen Namen von mir bekommen.

Es geht um Folgendes: Wenn ich stimulierende Stimulanzien zu mir nehme, nennen wir sie Alkohol, Absinth und Schmerzhammer, tritt bei mir beinah stets die Reaktion ein, dass ich die erste Nacht ein Nickerchen mache wie nichts Gutes. Am Folgetag kann ich mich an keinerlei Träume erinnern (hatte vielleicht auch keine, man kennt ja so Alkoholnächte ;)), aber in der Nacht darauf träume ich wie ein kleiner Weltmeister.

Letzte Nacht habe ich – nachdem ich vorletzte Nacht durch Ibuprofen betäubt lag – von der Rückkehr der Schildkröte geträumt, die ich als Kind hatte (die russische Landschildkröte Tom war inzwischen allerdings so groß wie eine Galapagosschildkröte, hatte Nachbars Garten verwüstet und freute sich wie ein kleiner Hund beim Wiedersehen), ferner verbrachte ich einen lustigen Abend mit meiner Schwester (die sich nicht von einer Seifenoper lösen konnte, obwohl ich ihr die Superpläne für das Konfirmationsgeschenk meiner Nichte mitteilen wollte), außerdem habe ich zusammen mit – wem? – wie ein Irrer renoviert, sodass wir feststellten, dass der Boden meiner Traumwohnung nicht bis in die letzte Ecke reichte, sondern lediglich verputzt war (Hallo, Herr Nachbar, eine schöne Einrichtung haben Sie da!). Ach, es war so vielerlei anderer Krams und alles extrem bunt, extrem deutlich, extrem klar. – Eben wie immer, wenn ich die Nacht zuvor narkotisiert war. Kennt jemand von Euch denselben Effekt?

Linsengeist

Les pigeon qui tremblent dans la prairie,
Le gibier, qui court et qui voit la nuit,
Les bêtes des eaux, la bête asservie,
Les derniers papillons!… ons soif aussi.

Mais fondre où fond ce nuage sans guide,
– Oh! favourisé de ce qui est frais!
Expirer en ces ciolettes humides
Dont les aurores chargent ces forêts?

Arthur Rimbaud

Quarzuhr

Ein Verdacht, den ich schon länger hege, bestätigte sich neulich, als ich mich aus beruflichen Gründen mit der Raucherei beschäftigte. Steht doch bei Wikipedia beim Stichwort Rauchen unter „Rauchen und soziale Schichten“:

Der Anteil von Rauchern in bildungsnahen Schichten ist deutlich niedriger als in bildungsfernen Schichten.

Was tendenziell(!) auf Deutsch übersetzt heißt: Je ungebildeter, desto Rauch. Weiter heißt es:

Von Personen, die einfache, angelernte Tätigkeiten ausüben, rauchen etwa 50 %. Der Anteil der Raucher in der Gruppe der Ärzte sowie Gymnasial- und Hochschullehrer liegt dagegen bei nur 15 %. In der Gruppe der 18- bis 19-Jährigen mit Hauptschulabschluss liegt der Anteil der Raucher bei 64 %; bei gleichaltrigen Abiturienten beträgt der Anteil hingegen 39 %. Auch das Statistische Bundesamt bestätigte 2006: Bei Menschen mit einem Abschluss an einer Universität/Promotion liegt der Raucheranteil bei nur 16 %.

Aber:

In Deutschland rauchen 37 % der Personen der Unterschicht, 33 % in der Mittelschicht und 28 % in der Oberschicht.

In Bezug auf das Einkommen streut es also etwas. Das bestätigt, dass nicht Geld von der Kippe löst, sondern in der Tat die Bildung. Jetzt mal nach Berufen sortiert:

Zu den Berufen mit der höchsten Raucherquote zählen Bauhilfsarbeiter (54 % Raucher), Straßenbauer (52 % Raucher), Transportarbeiter (52 % Raucher), Dachdecker (51 % Raucher) und Berufskraftfahrer (40 % Raucher). Unter den Berufen mit der niedrigsten Raucherquote gibt es nur einen manuellen Beruf, nämlich Landwirt (17 % Raucher). Andere Berufe mit einer niedrigen Raucherquote sind Elektroingenieur (17 % Raucher), Volksschullehrer (16 % Raucher), Hochschullehrer (15 % Raucher) und Gymnasiallehrer (13 % Raucher).

Sehr putzig fand ich als Nichtraucher die Höhe der finanziellen Belastung eines typischen Rauchers, die Wikipedia für das Jahr 2004 mit

ungefähr 1300 Euro pro Jahr

angibt. Das können bei einkommensschwachen Haushalten schon mal

10 bis 20 % des verfügbaren Einkommens

sein. Und angesichts steigender Kosten bei weitgehend gleichbleibenden Einkommen gehe ich mal davon aus, dass es heute sogar noch deutlich mehr sein dürfte.

Um es noch einmal deutlich zu machen: Ich sage nicht, dass Raucher dümmer sind. Ich fühle mich aber darin bestätigt, dass Raucher tendenziell schlechter (aus)gebildet sind. Das eigentlich Auffallende daran ist für mich, dass ich diese Erkenntnis schon lange übertrage. Klar, bei Leuten, die ich kenne, betrachte ich das differenziert. Menschen, die ich aber nicht oder nur sehr oberflächlich kenne, werten sich in meiner Einschätzung auf der Stelle ab, sobald sie sich als Raucher outen. Und zwar nicht, weil sie rauchen, sondern weil die Kippe für mich ein Signal ist, wohin ich diese Person sortieren soll. Ich erwarte von solchen Menschen keine interessanten Gespräche und bekomme sie erfahrungsgemäß auch selten. Ausnahmen bestätigen zum Glück die Regel. Ich möchte daher keineswegs Bildung über alles setzen, doch die Zusammenhänge lassen tief blicken.

Mein Gratistipp: Abseits von „gemütlicher Kneipenstimmung“ und „zwanglosen Gesprächen in der Raucherpause“ empfehle ich Rauchern, sich Gedanken darüber zu machen, welche Eindrücke Sie mit ihrer Sucht erwecken. Danke.

Und zum Schluss etwas Musik.